Dienstag, 8. Juni 2010

Und niemand hatte Schuld...Eine GENERATIONENGESCHICHTE


Bei Julia in der Schule habe ich neulich einen interessanten Artikel auf der Pinwand gefunden. Er hat mich sehr zum Nachdenken gebracht. Im Netz ein wenig geforscht ... und hier ist er.. aus dem Jahr 2004. Aber immer noch aktuell und doch so wahr.

Übrigens ,gibt es eine Antwort auf diesen Artikel. Wenn es interessiert , kann hier nachlesen - Kapitel 2.

Aber erst der Artikel selbst:

Auszug aus dem Stern 1/2004, Seite 197:

Und niemand hatte Schuld...
Im Internet kursiert ein Text, so schön und wahr, dass wir ihn drucken, ohne den Urheber zu kennen. Eine GENERATIONENGESCHICHTE


Wenn du nach 1978 geboren wurdest, hat das hier nichts mit dir zu tun ... Verschwinde! Kinder von heute werden in Watte gepackt ...


Wenn du als Kind in den 50er, 60er oder 70er Jahren lebtest, ist es zurückblickend kaum zu glauben, dass wir so lange überleben konnten! Als Kinder saßen wir in Autos ohne Sicherheitsgurte und ohne Airbags. Unsere Bettchen waren angemalt in strahlenden Farben voller Blei und Cadmium. Die Fläschchen aus der Apotheke konnten wir ohne Schwierigkeiten öffnen, genauso wie die Flasche mit Bleichmittel. Türen und Schränke waren eine ständige Bedrohung für unsere Fingerchen. Auf dem Fahrrad trugen wir nie einen Helm. Wir tranken Wasser aus Wasserhähnen und nicht aus Flaschen. Wir bauten Wagen aus Seifenkisten und entdeckten während der ersten Fahrt den Hang hinunter, dass wir die Bremsen vergessen hatten. Damit kamen wir nach einigen Unfällen klar. Wir verließen morgens das Haus zum Spielen. Wir blieben den ganzen Tag weg und mussten erst zu Hause sein, wenn die Straßenlaternen angingen. Niemand wusste, wo wir waren, und wir hatten nicht mal ein Handy dabei! Wir haben uns geschnitten, brachen Knochen und Zähne, und niemand wurde deswegen verklagt. Es waren eben Unfälle. Niemand hatte Schuld außer wir selbst. Und keiner fragte nach "Aufsichtspflicht". Kannst du dich noch an Unfälle erinnern? Wir kämpften und schlugen einander manchmal bunt und blau. Damit mussten wir leben, denn es interessierte den Erwachsenen nicht. Wir aßen Kekse, Brot mit Butter dick, tranken sehr viel und wurden trotzdem nicht zu dick. Wir tranken mit unseren Freunden aus einer Flasche und niemand starb an den Folgen. Wir hatten nicht: Playstation, Nintendo 64, X-Box, Videospiele, 64 Fernsehkanäle, Filme auf Video, Surround-Sound, eigene Fernseher, Computer, Internet-Chat-Rooms. Wir hatten Freunde. Wir gingen einfach raus und trafen sie auf der Straße. Oder wir marschierten einfach zu deren Heim und klingelten. Manchmal brauchten wir gar nicht klingeln und gingen einfach hinein. Ohne Termin und ohne Wissen unserer gegenseitigen Eltern. Keiner brachte uns und keiner holte uns ... Wie war das nur möglich?

Wir dachten uns Spiele aus mit Holzstöcken und Tennisbällen. Außerdem aßen wir Würmer. Und die Prophezeiungen trafen nicht ein: Die Würmer lebten nicht in unseren Mägen für immer weiter, und mit den Stöcken stachen wir nicht besonders viele Augen aus. Beim Straßenfußball durfte nur mitmachen, wer gut war. Wer nicht gut war, musste lernen, mit Enttäuschungen klarzukommen. Manche Schüler waren nicht so schlau wie andere. Sie rasselten durch Prüfungen und wiederholten Klassen. Das führte nicht zu emotionalen Elternabenden oder gar zur Änderung der Leistungsbewertung. Unsere Taten hatten manchmal Konsequenzen. Und keiner konnte sich verstecken. Wenn einer von uns gegen das Gesetz verstoßen hat, war klar, dass die Eltern ihn nicht aus dem Schlamassel heraushauen. Im Gegenteil: Sie waren der gleichen Meinung wie die Polizei! So etwas!

Unsere Generation hat eine Fülle von innovativen Problemlösern und Erfindern mit Risikobereitschaft hervorgebracht. Wir hatten Freiheit, Misserfolg, Erfolg und Verantwortung. Mit alldem wussten wir umzugehen.

Und du gehörst auch dazu.

Herzlichen Glückwunsch!

9 Kommentare:

Renate hat gesagt…

Ich habe diesen Text schoneinmal gelesen, als unsere Miriam in die zweite Klasse kam, hatte ihre Lehrerin diesen am ersten Elternabend uns gezeigt. Alle haben geschmunzelt. Aber es ist schon sehr viel wahres dran. Zum Glück können meine Kinder hier auf unserem kleinen Dorf noch ein bißchen so aufwachsen, wie wir früher. Schon jetzt merke ich aber den Unterschied zwischen meinen Mädchen und den überbehüteten Kindern meiner Freundin (die dürfen leider überhaupt nichts). LG Renate

catharina hat gesagt…

ich habe diesen text (oder so ähnlich) auch schon ein paar mal gesehen und mir so meine gedanken darüber gemacht.
es stimmt ja, wir waren schon viel "freier", besonders diejenigen, die (wie auch ich) in einem kleinen dorf aufgewachsen sind.
aber: ist es nicht schön, dass wir unsere kinder so behüten? man sehe sich doch mal an, wie viel in der vergangenheit passiert ist, worüber nie gesprochen wurde. was erst jetzt, nach vielen leidvollen jahren des stillschweigens, ans tageslicht kommt. unsere eltern hatten vielleicht weniger sorge um uns - in gutem gewissen natürlich. und viele konnten freier sein. aber wie vielen ist es durch diese "sorglosigkeit" schlimm ergangen? ich möchte wirklich nicht wissen, wie vielen tatsächlich, wenn ich daran denke, wird mir schlecht. nur wurde damals nicht darüber geredet, es wurde verschwiegen, kinder haben geschwiegen - und gelitten.
also, ich behüte liebend gerne mein ein-und-alles, verbiete ihr gerne, draußen herumzulaufen (wir wohnen zwar in einer stadt, aber in einem fast schon dörflichen viertel), ohne dass ich weiß, wo sie ist.
ich möchte nicht, dass sie vielleicht ihr leben lang an den folgen meiner "sorglosigkeit", meines vertrauens an die menschheit (die sehr oft kein vertrauen verdient) leidet!
bei uns können kinder ein und aus gehen, ich habe nie etwas dagegen, wenn kinder kommen und sich in unserem garten verstecke suchen, höhlen bauen, den garten ruinieren, sich irgendwo schneiden, vom baum herunterfallen ... aber ich möchte alles mir mögliche tun, meine tochter vor so vielen, erst in den letzten jahren ans licht gekommene, leiden zu schützen.

lg, catharina

Prüsseliese hat gesagt…

Ja, da geht es mir genauso wie Renate. Auch ich habe eine Freundin, die ihre Kinder ständig "desinfiziert". Ich liebe diesen Artikel, kannte ihn aber auch schon. Vielleicht sollte ich ihn mal ausdrucken und in unserem Kleingarten in den Kasten hängen, dann haben wahrscheinlich etliche "vor ´78er" was zu lachen.

GLG Sylke

Püppeles BUNTland hat gesagt…

♥♥♥...*lach*...einer meiner lieblingstexte...hatte ich neulich auch geblogged weil ich ihn einfach so genial finde...:o))))))..was aber nicht heisst das ich nicht versuche meine kinder zu schützen...;o))...♥♥♥

gggggggglg nicole

p.s. nicht böse sein catharina, aber ich glaube das auch heute kinder leiden und schweigen...

Emma hat gesagt…

ich bin 72er und somit gaaaaanz glücklich groß geworden hihi..lg emma

Alexandra hat gesagt…

ich liebe diesen Text, kommt auch immer gut im Geburtstagskarten :o)

ich denke da soooooo oft dran.....schön war die Zeit....als auch noch Onkel Heini und Löwenzahn in waren....schwelg

Sylvana Weis hat gesagt…

Hallöchen

also ich habe diesen Text zum ersten mal hier gelesen und finde ihn KLASSE.

Ich bin zwar 79 iger Jahrgang, aber trotzdem freier und ungezwungener aufgewachsen als soviele andere.

Behüten, ja, natürlich sollte man seine kinder behüten, aber damit sollte man es auch nicht übertreiben. Was nützt es denn wenn ich weiß, wo mein kind ist, wenn ihm da trotzdem was passiert?? Ich bin Mutter, aber kein Hellseher. Meinem Kind kann immer etwas passieren.

Meine Kids dürfen auch viel. Ich lege wert darauf, dass meine Kinder respekt vor mir haben und nicht frech werden so wie verzogen manch andere Kinder sich Ihren Eltern gegenüber manchmal verhalten. Ich würde mich nicht als blöde und doof bezeichnen lassen oder ähnliches.
Dafür können sie im Dreck toben und sich wie kleine Schweine sulen, bei Freunden übernachten, wenns Ärger gibt müssen sie ihn ausbaden, frei sein in ihrer eigenen Kreativität, auch wenn dadurch die Wohnung manchmal im Chaos versinkt. Sie essen mit kleinen Schmutzfingern ihr Stullchen draußen im Garten, trinken wasser aus einem Eimer der ebenfalls da steht (kinder probieren alles und Nicky ist ja gerade mal etwas über ein Jahr)und sind kerngesund auja, ich könnte ewig soweiter aufzählen.

Im Gegenzug dazu kenn ich auch viele, die ständig den Kindern mahnend hinterherlaufen.

Pass auf!!!
Vorsicht!!!
Fass da nicht an!!!
Wenn du schielst, dann...!!!
Frag erstmal die Mama von..., ob ihr heut spielen dürft!!!

usw. usw.
Ich finde das furchtbar.

Da sag ich mal nur, dass zu 99% die Kinder aus eigenen Erfahrungen besser lernen, als wenn man ihnen was vorbetet!!! Damit meine ich natürlich nur die Nicht-lebensbedrohlichen.

LG
Sylvana

glasgestalt hat gesagt…

Ich mag diesen Text auch sehr!

Ich arbeite als Therapeutin mit genau diesen Kindern, die nie etwas selbst tun durften (sei es aus Ängstlichkeit der Eltern, oder weil die Eltern zu faul sind, sie zu erziehen). Diese Kinder sind ALLE depressiv, agressiv, motorisch retardiert, können nicht richtig sprechen, sind zu dick und, und, und...
Es frustriert soooo sehr, dabei ist es doch gar nicht so schwer: Zeit, Platz, Matsch, Bäume, Gerümpel, ein paar alte Decken und ein dickes Pflaster, wenn doch mal was schief geht...

LG Nicole

Tanja hat gesagt…

Ich liebe diesen Text!!!
Meiner Meinung nach sind die Kinder von heute viel zu überbehütet und bekommen so die Möglichkeit genommen wichtige Erfahrungen zu sammeln, Strategien zu entwickeln und Lösungen zu finden.

Liebste Grüße Tanja